07.12.2022 | Faktencheck

Der ökologische Fussabdruck einer Klimakonferenz

Die 27. UNO-Klimakonferenz (COP27) fand vom 6. bis zum 20. November 2022 im ägyptischen Scharm el Scheich stattfand. Die Schweiz, als eine der 197 Vertragsparteien des UN-Rahmenübereinkommens über Klimaänderungen, war am Event mit Bundespräsident Ignazio Cassis und Bundesrätin Simonetta Sommaruga vertreten. Insgesamt hatten sich vorab über 33’000 Teilnehmende registriert, die meisten dürften mit dem Flugzeug angereist sein. 


Sameh Shoukry, Präsident des COP27-Klimagipfels, rechts, spricht mit Gästen  an der abschliessenden Plenarsitzung des UNO-Klimagipfels am 20. November 2022 in Scharm el Scheich.  Foto: Keystone-SDA/ AP Photo/ Peter Dejong
Sameh Shoukry, Präsident des COP27-Klimagipfels, rechts, spricht mit Gästen an der abschliessenden Plenarsitzung des UNO-Klimagipfels am 20. November 2022 in Scharm el Scheich. Foto: Keystone-SDA/ AP Photo/ Peter Dejong
Behauptung

Die Gästeliste für COP27 war lang. Doch sind tatsächlich 800 Privatjets nach Ägypten geflogen, wie in einem Facebook-Post behauptet wird?

Beurteilung

Der Screenshot vom 6. November 2022 stammt von der Internetsite Flightradar24 und zeigt alle Arten von Flugzeugen. Der Onlinedienst registrierte in der Woche vom 3. bis 20. November 269 Privatjets, die in Ägypten landeten.

Sachlage

Am 6. November 2022 veröffentlichte der ägyptische Staat den Screenshot, welches eine Momentaufnahme der Site Flightradar24 zeigt. Auf dem Kartenausschnitt, der Ägypten im Zentrum hat, aber weitere Länder des Nahen Ostens und Afrika zeigt, sind Hunderte Flugzeugsymbole zu sehen. Nur ein kleiner Teil davon befindet sich über Ägypten.

Foto: Screenshot Flightradar24 vom 6. November 2022
Foto: Screenshot Flightradar24 vom 6. November 2022

 

 

 

Gemäss dem Facebook-Post war an diesem Tag an den Flughäfen Kairo und Scharm el Scheich aufgrund der ankommenden Klimakonferenzteilnehmenden besonders viel Betrieb. Ob die Delegierten mit Privatjets oder Linienflugzeugen zum Klimagipfel anreisten, erwähnt der ägyptische Staat nicht.


Auf dem Screenshot werden sämtliche registrierte Flüge zum Zeitpunkt der Aufnahme abgebildet, bestätigte Ian Petchenik von Flightradar24 auf Anfrage von Keystone-SDA. Eine visuelle Unterscheidung der diversen Flugzeugtypen sei nicht möglich, so Petchenik. Gemäss seinen Angaben kamen am 6. November in Kairo 21 und in Scharm el Scheich 31 Privatjets an.


Das Tracking von Flightradar24 erfasste in den Tagen zwischen dem 3. und 20. November in Kairo 174 und in Scharm el Scheich 95 landende Privatjets. Während des Konferenzzeitraumes flogen also gemäss der Trackingplattform weniger als 300 Privatjets nach Ägypten. Die UNO teilte auf Anfrage mit, keine Angaben dazu machen zu können. 


Im Vergleich zu anderen Transportmitteln sind Linienflüge deutlich klimaschädlicher. Der Organisation Atmosfair zufolge bringt eine Hin- und Rückreise per Linienflieger von Zürich nach Scharm el Scheich eine Klimawirkung von über einer Tonne CO2 mit sich. Es sei dahingestellt, ob die Klimabilanz eines derartigen Events zu den Konferenzergebnissen von COP27 verhältnismässig sind. 


Die Schweizer Behörden begrüsst die Entscheidung, die verletzlichsten Länder mit einem Fonds im Umgang mit den Schäden, welche durch den Klimawandel verursacht wurden, zu unterstützen, obwohl relevante Fragen offen bleiben. Die Behörden bedauern aber, dass die «Länder mit dem grössten Treibhausgasausstoss nicht ausdrücklich in die Pflicht» genommen werden.