04.01.2023 | Faktencheck

Fake-Kampagne macht auf Zürcher Wohnungsnot aufmerksam

«Die Grossregion Zürich verfügt über den knappsten Wohnungsmarkt der Schweiz, mit dem deutlichsten Nachfrageüberhang», schreibt das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) in einem Bericht (Download). 


Wohnungssuchenden am 3. Juni 2016 bei der Besichtigung einer Musterwohnung der Wohnungssiedlung Kronenwiese im Zürcher Quartier Unterstrass. Auf der Kronenwiese erstellte die Stadt insgesamt 99 2½- bis 5½-Zimmer-Wohnungen sowie sechs Geschäftsräume. Foto: Keystone-SDA / Walter Bieri
Wohnungssuchenden am 3. Juni 2016 bei der Besichtigung einer Musterwohnung der Wohnungssiedlung Kronenwiese im Zürcher Quartier Unterstrass. Auf der Kronenwiese erstellte die Stadt insgesamt 99 2½- bis 5½-Zimmer-Wohnungen sowie sechs Geschäftsräume. Foto: Keystone-SDA / Walter Bieri
Behauptung

Aufgrund der akuten Zürcher Wohnungsnot soll die «Coop-Wohngenossenschaft» gegründet worden sein - mit dem vermeintlichen Vorhaben, auf dem Kornhausareal in Zürich 1000 neue Genossenschaftswohnungen zu errichten. Die Website ist mit dem Logo des Detailhändlers Coop versehen und entsprechend farblich gestaltet. Was hat es mit der Kampagne auf sich?

Burteilung

Coop distanziert sich von der vermeintlichen «Coop Wohngenossenschaft»-Kampagne, welche keinerlei Verbindung zum Detailhändler hat. Die Initianten der Fake-Kampagne wollen nach eigenen Angaben auf die Zürcher Wohnungsnot aufmerksam machen und an die Verantwortlichen appellieren, mehr dagegen zu unternehmen.

Sachlage

Mit Plakaten und Schreiben hat eine vermeintliche Kampagne in Zürich für Genossenschaftswohnungen geworben, wie diverse Medien kurz vor Weihnachten berichteten. 1000 neue Genossenschaftswohnungen sollen demnach angeblich auf dem Zürcher Swissmill-Areal am Sihlquai entstehen.


Die grösste Schweizer Getreidemühle Swissmill ist ein Tochterunternehmen der Coop-Gruppe. Der Detailhändler, der auch im Immobilienmarkt tätig ist, wolle seine Gewinne mit den Genossenschaftsmitgliedern teilen, steht in der vermeintlichen Projektbeschreibung.


Das angebliche Projekt ist jedoch gefälscht. Coop hat mit der Kampagne nichts zu tun, obwohl diese sich des Coop-Logos bedient. In einem Tweet distanziert sich Coop von den Absendern und der Website «Coop Wohngenossenschaft»: Eine Verbindung zu den Initianten gebe es nicht. Wegen unlauteren Wettbewerbs und Verletzung des Immaterialgüterrechts habe Coop Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht, teilte Mediensprecherin Rebecca Veiga von Coop auf Anfrage von Keystone-SDA mit. 


In einer Erklärung stellen die Initianten auf ihrer Website ebenfalls klar, dass sie nicht in Verbindung mit Coop stünden, sondern sich der Marke bedient hätten. Ziel sei, auf den Mangel an bezahlbaren Wohnraum in Zürich aufmerksam zu machen und an die Verantwortlichen zu appellieren.


Die Versorgung der Bevölkerung mit Wohnungen ist in der Schweiz Aufgabe der Privatwirtschaft. Ergänzend sorgen der Bund, die Kantone und Gemeinden für bezahlbaren Wohnraum. Gemeinnützige Wohnungen sind insbesondere für wirtschaftlich oder sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen relevant, da die Wohngenossenschaften ohne Profitabsichten wirtschaften. Die Bewohnerinnen und Bewohner bezahlen leidlich das, was die Wohnung effektiv kostet. Genossenschaftswohnungen gelten als der «Dritte Weg» neben Miete oder Eigentum.