Mindestalter für Reservisten in der Ukraine auf 25 Jahre gesenkt
Mindestalter für Reservisten in der Ukraine auf 25 Jahre gesenkt
Nach über zwei Jahren Krieg hat die Ukraine immer mehr Schwierigkeiten, genügend Wehrdienstleistende zu rekrutieren. Wie Medien in der Schweiz sowie in der Europäischen Union kürzlich berichteten, werden wehrdienstpflichtige Ukrainer, welche ausserhalb der Ukraine wohnen, vermehrt unter Druck gesetzt. So stellen die ukrainischen konsularischen Dienste für Ukrainischen Männern im Alter von 18 bis 60 Jahren zurzeit keine neuen Pässe aus. Was unternimmt die ukrainische Behörde sonst noch, um Wehrdienstpflichtige zu rekrutieren?
«Ukrainische Kindersoldaten auf dem Weg an die Front», wird ein Videoclip von einem Social Media User kommentiert. Schickt die Ukraine tatsächlich Kinder an die Front, um die Verluste auszugleichen, wie das ein in den sozialen Medien kursierendes Video suggeriert?
Das Video zeigt Schüler des Kiewer Ivan Bohun Militärlyzeums, welche die Sekundarausbildung durchlaufen. Schüler werden in der Ukraine nicht an die Front gegen Russland geschickt. Nach Abschluss der Militärausbildung - in der Regel mit 17 Jahren - ist der Armeeeintritt nicht verpflichtend. Gemäss ukrainischem Gesetz können lediglich Männer ab dem 25 Lebensjahr als Reservisten für den Kriegsdienst eingezogen werden.
Das Video wurde über einen Telegram-Kanal verbreitet, der Link ist im Videoclip eingeblendet. Gleich zu Beginn des Clips ist am linken Ärmel einer Uniform unterhalb des ukrainischen Wappens ein blaurotes Abzeichen zu erkennen. Dabei handelt es sich um das Signet des Kiewer Militärlyzeums von Iwan Bohun. Der Leiter des Lyzeums trägt das Abzeichen ebenfalls am linken Arm.
Die Studiendauer in ukrainischen Lyzeen beträgt drei Jahre, das Alter der Studenten beträgt in der Regel 14 bis 17 Jahre. Studierende des Kiewer Militärlyzeums durchlaufen eine Sekundarschulausbildung sowie eine vorberufliche militärische Ausbildung. Einen Armeebeitritt ist für die Absolventen jedoch nicht obligatorisch.
Das Lyzeum wollte auf Anfrage das in den sozialen Medien kursierende Video nicht kommentieren. Der Clip kursiert auch in russischsprachigen Beiträgen. Dabei wird zum Teil angegeben, dass die jungen Männer zu einem Trainingsgelände gebracht würden.
Reservisten haben ein Mindestalter von 25 Jahren
Der russische Angriffskrieg fordert viele zivile und militärische Todesopfer. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte Ende Februar 2024 die Zahl von 31’000 gefallenen ukrainische Soldaten. Um mehr Personal für den Einsatz an der Front rekrutieren zu können, trat am 4. April 2024 eine veränderte Fassung von Artikel 15 des Gesetzes über den Militär- und Wehrdienst in Kraft. Damit wurde das Mindestalter für Reservisten von 27 auf 25 Jahre gesenkt. Nun können Männer im Alter von 25 bis 60 Jahren zum Kriegsdienst einberufen werden. Frauen können sich in der Ukraine freiwillig zum Wehrdienst melden.
Facebook-Post (archiviert, Video archiviert)
Kiewer Militärlyzeums von Iwan Bohun: Homepage (archiviert)
Kiewer Militärlyzeums von Iwan Bohun: Studienleitung (archiviert)
Kiewer Militärlyzeums von Iwan Bohun: Pädagogische Arbeit (archiviert)
Online Enzyklopädie Ukraine: Lyzeum (archiviert)
Ukrainische Behörde: Gesetz über den Militär- und Wehrdienst (archiviert)
Ukrainische Behörde: Änderung des Gesetzs über den Militär- und Wehrdienst, in Kraft seit 04.04.2024 (archiviert)
SRF: Artikel über Einstellungen von konsularischen Diensten für Ukrainer, 26.04.2024 (archiviert)
SRF: Artikel über Gesetzesänderung des ukrainischen Wehrpflichtalters, 03.04.2024 (archiviert)
SWI: Artikel über Wehrdienstalter für ukrainische Reservisten, 11.04.2024 (archiviert)
ZDF: Artikel über Einstellungen von konsularischen Diensten für Ukrainer, 24.04.2024 (archiviert)
Kiew Independent: Artikel über ukrainische Todesopfer, 25.02.2024 (archiviert)
Russische Quelle mit Falschbehauptung 1 (archiviert)
Russische Quelle mit Falschbehauptung 2 (archiviert)
Fakty: Artikel über Gesetzesänderung des ukrainischen Wehrpflichtalters, 23.04.2024 (archiviert)
Kontakt Faktencheck-Team: factchecking@keystone-sda.ch