13.12.2023 | Faktencheck

Windkraft hat eine der besten Klimabilanzen

Am 13. Dezember 2023 ist die diesjährige UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai zu Ende gegangen. Die Staaten haben sich unter anderem auf eine Empfehlung zum Ausbau der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz bis 2030 geeinigt, sowie für eine Empfehlung zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis 2050. «Die Schweiz hat auf solche Empfehlungen hingearbeitet», schreibt der Bundesrat in seiner Medienmitteilung.


Die ersten Betonelemente des Mastes einer der sechs Windturbinen des Windparks Sainte-Croix der Romande Energie bei ihrer Lieferung am 5. Mai 2023 auf dem Mont-des-Cerfs oberhalb von Sainte-Croix. Die sechs Windkraftanlagen werden 22 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produzieren und den Strombedarf der Stadt Sainte-Croix decken. Foto:  Keystone-SDA, Valentin Flauraud.
Die ersten Betonelemente des Mastes einer der sechs Windturbinen des Windparks Sainte-Croix der Romande Energie bei ihrer Lieferung am 5. Mai 2023 auf dem Mont-des-Cerfs oberhalb von Sainte-Croix. Die sechs Windkraftanlagen werden 22 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produzieren und den Strombedarf der Stadt Sainte-Croix decken. Foto: Keystone-SDA, Valentin Flauraud.
Behauptung

In einem Facebook-Post wird behauptet, Windenergie rentiere sich kaum, weil der Bau der Anlagen viel CO2-Ausstoss verursache. Als Beleg wird ein Video angeführt, in dem ein Mann vorrechnet, wie viel Zement für den Sockel einer Windenergieanlage benötigt wird. Unbeachtet bleibt im Video allerdings, wie die Windenergie im Vergleich mit anderen Energieträgern abschneidet.

Beurteilung

Zum Bau von Windenergieanlagen werden tatsächlich grosse Mengen an Zement benötigt. Bei ihrem Betrieb fallen hingegen keine CO2-Emissionen an, sodass die Windenergie eine deutlich bessere CO2-Bilanz hat als andere Energieträger wie Gas, Öl oder Kohle. Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien weist die Windenergie eine der besten Klimabilanz auf. Der Bau einer Windenergieanlage amortisiert sich in der Regel bereits nach kurzer Zeit.

Sachlage

Bei Windenergieanlagen handelt es sich um grosse Bauwerke, die auf einem Betonfundament stehen. Ihre Gesamthöhe mit Turm und Turbine kann 200 Meter überschreiten.


Im Video wird angenommen, dass für das Fundament 1’500 Kubikmeter Beton benötigt werden. Im PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft werden 1’300 Kubikmeter angegeben, und der Betonhersteller Dyckerhoff rechnet mit etwa 1’000 Kubikmetern. Die Betonmenge für das im Video thematisierte Projekt im Altdorfer Wald in Deutschland ist durchaus realistisch, da dort grosse Anlagen in Planung sind. Der Betonbedarf ist deshalb relevant, weil das darin enthaltene Bindemittel Zement mit hohen CO2-Emissionen verbunden ist.


Energiebedarf und CO2-Bilanz


Ob sich Windenergie rentiert, wie im Facebook-Post infrage gestellt wird, kann allein mit den Angaben aus dem Video jedoch nicht beurteilt werden. Dazu muss verglichen werden, wie viel Energie eine Windenergieanlage produziert und wie viel sogenannte graue Energie für den Bau, Unterhalt und Entsorgung der Anlage anfällt. Grosse Anlagen sind tendenziell effizienter (Seite 14) als kleinere und sind somit mit tieferen Umweltauswirkungen verbunden.


Eine durchschnittliche Windenergieanlage produziert nach Angaben von EnergieSchweiz (Seite 21) während der typischen Betriebsdauer von 20 bis 25 Jahren mindestens 40-mal so viel Energie, wie an grauer Energie anfällt. Bereits nach etwa einem halben Jahr hat eine Windenergieanlage so viel Energie produziert, wie für Bau, Unterhalt und Entsorgung notwendig sind. Je nach Grösse und Standort von Anlagen gibt es Unterschiede.


Wie schneidet die Windenergie beim Treibhausgasausstoss im Vergleich mit anderen Energieträgern ab? Für diesen Vergleich wird in der Wissenschaft gemessen, wie viel Treibhausgase für die Produktion einer bestimmten Menge Energie ausgestossen werden. Dazu wird die Energieproduktion in Kilowattstunden (kWh), dem Treibhausgasausstoss in CO2-Äquivalenten gegenübergestellt. CO2-Äquivalente sind eine Messeinheit, die verschiedene Treibhausgase und deren Auswirkungen auf das Klima berücksichtigt.


Bei Windenergieanlagen fallen einer Studie von 2018 zufolge 17,3 Gramm CO2-Äquivalente (g CO2e) für die Produktion von einer kWh Strom an. Darin enthalten ist wiederum die graue Energie, denn bei der eigentlich Stromproduktion gibt es bei der Windenergie keine direkten Emissionen, wie beispielsweise auch bei der Wasserkraft. Beim Treibhausgasausstoss ist die Windenergie im Vergleich mit anderen erneuerbaren Energieträgern im Mittelfeld. Die Wasserkraft ist mit 3,8 g CO2e pro kWh am nachhaltigsten, wenn der Strom direkt in Laufwasserwerken produziert und nicht zuvor in einen Speichersee gepumpt wird. Die Sonnenergie schneidet mit 41,7 g CO2e pro kWh etwas schlechter ab als die Windenergie.


Bei den nichterneuerbaren Energieträgern schneidet die Kernenergie mit rund 15 g CO2e pro kWh ähnlich gut ab wie die Windenergie. Mit weitaus mehr Treibhausgasausstoss verbunden sind die Energieträger Erdöl (771,3 g CO2e pro kWh), Erdgas (613,7 g CO2e pro kWh) und Steinkohle (771,3 g CO2e pro kWh). Das ist wenig überraschend, da hier neben der grauen Energie die Energiegewinnung an sich - also das Verbrennen dieser fossilen Energieträger - mit Treibhausgasausstoss verbunden ist. Andere Berechnungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen.